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Stopp Air Base Ramstein Protestaktionen 2019: Nein zu Krieg und Militärbasen – erste Gedanken danach

Bei vielen waren es der drohende Iran-Krieg und die Stationierung neuer Atomwaffen, die tausende von Menschen zum Protest auf die Straße führten. Die mehr als 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die dem Aufruf der Kampagne Stopp Air Base Ramstein am Samstag in der Gluthitze folgten, protestierten natürlich auch eindringlich gegen den völkerrechtswidrigen Dohnenkrieg. Keine Aufrüstung mit uns, einte die Teilnehmer*innen dieser bunten, vielfältigen Demonstration vom Stadtzentrum Ramstein-Miesenbachs bis zur US-Air Base Ramstein. Optimistisch war die Stimmung. Beeindruckend alle Redebeiträge, die die Vielfalt der Argumente gegen den Krieg zum Ausdruck brachten (Sie können demnächst auf der Webseite angesehen und gelesen werden). Umfassend, mitreißend und motivierend das umfassende Kulturprogramm auf der Auftakt- und Schlusskundgebung sowie im Friedenscamp. Es waren gerade die Vielfalt und die politische Breite – bei einem unüberhörbaren Nein zum Krieg –, die die Aktionen prägten. Viele neue Unterstützer*innen sind hinzugekommen. Differenzen und Unterschiedlichkeiten, bei einem klaren antifaschistischen Grundkonsens, wurden und werden als Bereicherung gesehen.

Mehrfach wurde hervorgehoben, dass die aktuelle Kriegsgefahr von der Regierung der USA ausgeht – Donald Trump ist eine immense Gefahr für den Frieden. Europäische und deutsche Politik unterstützen aus politischer Verbundenheit und Eigeninteresse im Kern diese gefährliche Politik.

Betont wurde aber auch die Chance, die sich durch die wachsende Mobilisierung vieler junger Menschen und durch die Zusammenarbeit von Friedens- und Umweltbewegung (gerade auch gegen die Air Base Ramstein, die die gesamte Region vergiftet) ergeben.

Die Demonstration war zu einem großen Teil von jungen Menschen besucht, es waren gerade auch „die Neuen“, die u.a. über das Video von Rezo, die neuen Bewegungen wie z.B. Friday for Future und die intensive Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld gewonnen werden konnten. Die Beteiligung der ausländischen Gäste aus 14 Ländern zeigt, das gemeinsame internationale Engagement gegen Krieg und Militärbasen. „Wir werden wiederkommen, solange Drohnen und Krieg die Politik unseres Landes prägen“, war die unüberhörbare Ankündigung der Beteiligten. Daran werden auch unsinnige und bürokratische Reglementierungen der örtlichen Kreisverwaltung nichts ändern.

Herzstück und Seele des Protestes war das Friedenscamp, das eine Woche lang von unermüdlichen Helfer*innen aufgebaut wurde und auf einer großen Wiese stattfand. „Wir wollen zeigen, wie wir leben und die Zukunft gestalten wollen“, dieser Gedanke und Geist prägte die phantastische Atmosphäre in diesem Friedenscamp. Vielfältig war das Engagement der Friedensaktivist*innen im Camp und die kulturellen Beiträge auf der Bühne. Am Samstagabend wurde abschließend der gemeinsame große Erfolg und die fünf Jahre Widerstand gegen die Base gefeiert.

In dem Friedenscamp fanden auch die Friedenswerkstatt mit über 30 Veranstaltungen und der internationale Anti-Basenkongress statt. In der Erklärung dieses Kongresses fassten die Teilnehmer*innen noch einmal die wesentlichen Gründe und Forderungen der Kampagne zusammen und forderten das Stationierungsabkommen zu kündigen und die Mitgliedschaft in der NATO zu beenden oder diese aufzulösen. Die Beteiligung des Vorsitzenden des BUND war sicher ein inhaltlicher Höhepunkt. Die von ihm geforderte Zusammenarbeit von Friedens- und Umweltbewegung ist zum einen die Zukunft von beiden Bewegungen und zum anderen gleichzeitig eine große Herausforderung.

Die Abendveranstaltung mit ca. 650 Teilnehmenden am Freitag in der Apostelkirche zeigt die regionale Verankerung der Aktionen, die besonders durch die Kaiserslauterer Pfälzer Initiative „Entrüstet Euch!“ gefördert wird. Das von der Initiative veranstaltete Fußballturnier mit 10 ganz unterschiedlich zusammengesetzten Mannschaften zeigte nicht nur die friedensfördernde Rolle des Sports, sondern war auch ein Beitrag gegen Rassismus und zur Solidarität mit den Geflüchteten.

Was alles jetzt so begeisternd und „einfach“ klingt, war die Arbeit ganz vieler, die über Wochen und Monate die Aktionen vorbereitet haben – die AG Friedenscamp, die Techniker*innen auf den Bühnen und in der Apostelkirche, die Aufbauhelfer*innen, den Helfer*innen in der Küche des Camps, den unermüdlichen Öffentlichkeitsarbeiter*innen, den Menschen, die vor Ort angepackt haben, den vielen Ordner*innen, den Künstler*innen sowie Redner*innen und noch vielen mehr, die geholfen haben. Den größten Dank haben sie sich mit dem Erfolg selber erarbeitet, aber an dieser Stelle möchten wir noch einmal tausendmal danke sagen. Ihr seid „der Spirit“ der Kampagne Stopp Air Base Ramstein, von Euch lebt sie, ohne Euch wäre nicht ein Jahr der Proteste möglich gewesen. Gemeinsam haben wir auch dieses Jahr etwas Besonderes auf die Beine gestellt.

Sicher war auch nicht alles Gold was glänzt – kleine Pannen und Missgeschicke gehören zu einem solchen Mammutprogramm dazu. Wir werden sicher intensiver über den Stellenwert und die Anbindung von Aktionen des zivilen Ungehorsams nachdenken müssen.

Bei aller Freude über das Erreichte, eine nachdenkliche, vorwärtsorientierte, selbstkritische Auswertung wird und muss folgen. Was besser gemacht werden kann, muss überlegt und angegangen werden. Bewährtes ausgebaut und Neues sollte entwickelt werden. Wir haben das Ende unserer Möglichkeiten noch nicht erreicht und die Proteste müssen wachsen, damit wir in Berlin nicht mehr überhört werden können.

Dennoch braucht es uns um die Zukunft dieser Kampagne nicht bange sein, wenn wir sie auch weiterhin gemeinsam leben und gestalten. Große Aktionen gegen die Air Base Ramstein wird es sicher auch 2020 geben. Wie sie aussehen, werden wir – wie auch in der Vergangenheit – gemeinsam entwickeln.

Wir sind sicher, wir haben die Chance, aus Ramstein noch mehr zu machen. Notwendig ist es alle Male, möglich ist es nach den Ramstein Protestaktionen 2019 mehr als jemals zuvor.

(Wir haben bei dem Beitrag bewusst keine Namen genannt. Da so viele entscheidend und an so vielen Stellen mitgewirkt haben, wollten wir alle in unsere Auswertung mit einbeziehen)

Reiner Braun und Pascal Luig